Der Iseo See

Der Iseo See – Insider kennen ihn schon lange und hüten dieses Geheimnis wie ihren Augapfel. Und in der Tat, wenn Sie jemanden fragen, ob sie oder er den in Norditalien gelegenen Iseo See kennt, wird eine Verneinung die wahrscheinlichste Antwort sein. Doch, da der weltbekannte Verpackungskünstler Christo, der den deutschen Reichstag 1995 verhüllt hat, nun den Iseo See für sein neuestes Projekt „The Floating Piers“ vom 18.06. – 03.07.2016 ausgesucht hat, ist es höchste Zeit, dieses unbekanntes Stück Italien zu entdecken und dieses Geheimnis zu lüften, meint Iseo-See-Experte Armin H. Müller.


Der Iseo See, auf halben Weg zwischen Mailand und Verona gelegen, hat ein eigenes Flair. Nach Süden hin breitet sich die Po-Ebene aus, im Norden wird der See von Gebirgszügen umrahmt, die sich bis 2.000 Meter in den Himmel recken. Der See erstreckt sich über 65 Quadratkilometer, ist rund 25 Kilometer lang, an der tiefsten Stelle 251 Meter tief und beherbergt drei Inseln. Die grösste von ihnen, die Monte Isola (Berg-Insel) ist die grösste Insel in einem Binnensee in Europa und ragt fast 500 Meter aus dem Wasser. Viele kleine malerische Orte rund um den See und die Monte Isola zeigen den typisch südländischen Charakter und präsentieren sich mediterran – und das im Norden Italiens. Das liegt auch an den besonderen mikroklimatischen Bedingungen, mit rund 330 Sonnentagen, und einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 18 Grad Celsius.

Wir fahren nach Nigoline di Franciacorta zum Golf Club Franciacorta. Nach der Begrüssung gibt es für uns eine Einführung. Zielgruppen des vor 20 Jahren gegründeten Clubs sind sowohl Profis als auch die Amateure. Für beide Gruppen zusammen werden hier im Jahr mehr als 150 Turniere veranstaltet, darunter viele internationale Tournaments wie die Trofeo Lancia, die Trofeo Jaguar, der Audi Cup oder das Porsche Green. Diese leicht hügelige, grüne Oase mit vielen Bäumen, Weinreben, Rasen und kleinen Seen umfasst eine Fläche von 60 Hektar. Nach einer entspannenden Partie Golf fahren wir zur Hosteria Uva Rara in Monticelli Brusati. Schwerpunkt des von Daniela und Ennio geleiteten Restaurants ist die lombardische Küche. Unsere Empfehlung ist das „der Iseo See“-Menü. Begleitet von Weinen der Franciacorta, zum Beispiel ein Bellavista Vittorio Moretti 2008, ist hier eine im besten Wortsinn originäre Küche zu finden, die vor allem durch ihren klaren Geschmack überzeugt.

Für den Abend haben wir uns das das Restaurant Da Sandro in Clusane aufgehoben. Paolo, der Chef des Hauses verwöhnt uns hier einer gemischten Vorspeisenplatte, bestehend aus gegrillten Auberginen, Zucchinis, Artischocken und Salami und danach mit einer ‘Tinca al Forno’ (gefüllte Schleie aus dem Ofen). Dazu wird uns eine grosse Portion heisse, dampfende Polenta gereicht. Den Abschluss bildet ein hausgemachtes Sorbetto al Limoncello.

In den Ortschaften rund um den Iseo See sind die Wochenmärkte an den verschiedenen Tagen eine nicht wegzudenkende Tradition. Wir besuchen den Wochenmarkt am Freitag in Iseo. Die Stände bieten frisches Obst und Gemüse, Käse, Salami, Fisch und Meeresfrüchte. Eine Marktfrau versucht uns mit lauter Stimme herrlichen, frischen Salmerino (Lachsforelle) aus dem Iseo See schmackhaft zu machen. Wir loben die Frische des Fisches, aber machen der guten Frau klar, dass wir im Hotel sind, und somit nicht kochen können. Das versteht sie und hält uns sofort einen heissen frittierten Tintenfischring zum Probieren hin. Da diese Tintenfischringe wirklich gut schmecken, nehmen wir eine Tüte davon und essen diese beim Anschauen der Stände.

Für das Finale unseres Besuches haben wir uns das zum Hotel L`Albereta gehörende Restaurant Leone Felice in Erbusco ausgesucht, wo Fabio Abbattista auf Spitzenniveau kocht und uns im herrschaftlichen Ambiente seine kulinarischen Highlights erwarten. 2014 hat er hier das Erbe von Gualtiero Marchesi angetreten und bietet dem Gast seine modern interpretierten regionalen lombardischen und italienischen Speisen. Mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht beschreibt er seine Passion: “Meine Küche, ist stark von meiner Mutter beeinflusst, wo die Gerüche und die Aromen, eine bestimmte Emotion in mir hervorrufen. Und dann, fundamental ist die Tradition des Territoriums. Hier waren wir auf einer langen Suche in den vergangenen Monaten, um noch stärker mit vielen kleinen lokalen Produzenten zusammenzuarbeiten. Nur so können wir die Frische und die beste Qualität gewährleisten. Die Technik? Das kommt später. Nur wenn das Ausgangsmaterial ausgezeichnet ist, braucht es einen guten Koch.” Nach einem Aperitif reicht Fabio Abbattista uns als Vorspeise eine Komposition von Hummer mit Anisette. Der erste Gang besteht aus einem Risotto mit frischen Steinpilzen, mit etwas Petersilie garniert. Danach wird ein im eigenen Saft gebratener, Fasan gebracht, am Tisch geschnitten, auf den Tellern gekonnt arrangiert und zusammen mit Rosmarin-Kartoffeln serviert. Ausklingen lassen wir den Abend bei einem guten Tropfen Franciacorta DOC und geniessen beim Gang ins Hotel noch einen letzten Blick auf die mittelalterliche Kulisse von Erbusco.

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